erWACHen

erWACHen vereint zwei Pole im Universum Karlheinz Stockhausens: die experimentelle Phase der späten sechziger Jahre und das kontemplative Spätwerk.

In seinem Zyklus KLANG – Die 24 Stunden des Tages kehrt Stockhausen nach der über zwanzig Jahre lang währenden Forschungsarbeit am Operngiganten LICHT zurück zu klassischen Formen: in 21 Werken vertont Stockhausen die 24 Stunden des Tages – die letzten drei sind Fragment geblieben, über der 21. Stunde, PARADIES, verstarb der Komponist. Das Spektrum reicht vom klassischen Solostück über eine Vielzahl von Kammermusiken bis hin zu vielschichtiger Elektronik.

ERWACHEN für Violoncello, Trompete und Sopransaxophon bildet als 12. Stunde des Tages gewissermaßen das Zentrum des ganzen Zyklus. Stockhausen komponiert hier ein spirituelles Erwachen, das im Gesamtzyklus in die kosmischen Sphären der COSMIC PULSES mündet. Diatonisch durchgehärtete, goldglänzende Akkorde, virtuose Ornamentik, ausgelassene Trillerketten, ambientartige Klangflächen, übereinander geschichtet im kontrapunktischen Miteinander dreier Instrumente, die mit Spielfreude und am elektronischen Ohr geschulter Präzision die hingebungsvoll-kindliche Naivität musikalischer Jenseitserfahrungen mit der rätselhaft raffinierten Kompositionsweise eines altersweisen Komponisten verbinden.

WACH entstammt der Textsammlung „Für kommende Zeiten“ und weist so, ganz wie das späte Pendant ERWACHEN, auf ein noch zu durchlebendes Surplus an geistiger und musikalischer Erfahrung hin. Ende der sechziger Jahre ringt Stockhausen nach einer Vielzahl serieller, elektronischer und konzeptueller Kompositionen um neue Ausdrucksmöglichkeiten, die in die Entwicklung sogenannter „Intuitiver Musik“ münden – gewissermaßen ein Vorläufer dessen, was heute im weiten Feld der Free Improvisation verhandelt wird.

WACH

Sternkonstellationen

mit gemeinsamen Punkten

Und Sternschnuppen

mit geheimen Wünschen

Und nächtlicher Wald

mit Dialogen

Jäher Schluß

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